Betablocker hemmen Stresshormone und senken den Blutdruck
Betablocker beruhigen das Herz und werden häufig bei Bluthochdruck eingesetzt. Sie helfen auch bei Herzerkrankungen.
Im Jahr 1962 kam der erste Betablocker auf den Markt, heute ist diese Medikamentengruppe auf etwa ein Dutzend Wirkstoffe angewachsen1. Zwei davon – Metoprolol und Bisoprolol – tauchen regelmäßig in den Top Ten der am häufigsten verschriebenen Arzneimittel auf.
Ärzte greifen oft auf Betablocker zurück, wenn Bluthochdruck in Kombination mit Herzerkrankungen auftritt. Sind die Betroffen ansonsten jedoch weitgehend beschwerdefrei, erweisen sich andere Blutdrucksenker häufig als besser geeignet.
Der Nutzen – eindeutig belegt, aber andere Blutdrucksenker sind oft überlegen
Betablocker senken die Ruhefrequenz des Herzens und damit auch den Blutdruck. Dies verhindert Folgeerkrankungen und senkt die Todesrate, wie einige wissenschaftliche Studien bestätigt haben. Der Nutzen der Betablocker für die Blutdrucksenkung wird jedoch immer wieder in Frage gestellt, da andere Medikamente oft ebenso wirksam sind – und manchmal sogar etwas besser3.
Noch ist nicht endgültig geklärt, wie gut Betablocker im Vergleich zu andern Blutdrucksenkern tatsächlich sind. Forscher untersuchten in ihren Studien meist den Wirkstoff Atenolol, der laut der unabhängigen Cochrane Stiftung4 nicht besonders gut abschneidet: Die Wirkung auf Folgeerkrankungen des Bluthochdrucks ist im Vergleich bestenfalls moderat, der Einfluss auf die Todesrate gering oder nicht vorhanden.
Allerdings wird Atenolol heutzutage in Deutschland eher selten eingesetzt. Ärzte verschreiben häufiger andere Betablocker wie Metoprolol und Bisoprolol, die leichter in die Körpergeweben eindringen und daher vermutlich auch besser wirksam sind3.
Da Betablocker auch bei chronischer Herzschwäche, Vorhofflimmern und anderen Herzrhythmusstörungen helfen, werden sie bei diesen Erkrankungen häufig als Blutdrucksenker eingesetzt. Wirkstoffe wie Bisoprolol, Metoprolol und Carvedilol verbessern die Prognose dieser Patienten um etwa 35 %. Auch nach einem Herzinfarkt erwiesen sich Betablocker als sehr wirksam3.
Leiden die Betroffen jedoch ausschließlich an Bluthochdruck und keiner weiteren Erkrankung, sind andere blutdrucksenkende Mittel wie Calciumantagonisten oder ACE-Hemmer oft besser geeignet. Dies gilt vor allem bei bestehendem Übergewicht, da Betablocker in diesem Fall das Risiko von Diabetes und Schlaganfällen erhöhen3.
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Der Wirkmechanismus – Blockade des Rezeptors für Adrenalin
Der Name Betablocker beschreibt bereits den Wirkmechanismus: Die Medikamente binden an wichtige Signalmoleküle, die beta(ß)-Adrenozeptoren, und blockieren deren Funktion. Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die natürlichen Bindungspartner von ß-Adrenozeptoren, können dann ihre Wirkung auf den Herzmuskel nicht mehr entfalten. Die Zahl der Herzschläge im Ruhezustand nimmt ab und der Blutdruck sinkt1.
Risiken und Nebenwirkungen – meist gut verträglich
Die meisten Menschen vertragen die Wirkstoffe recht gut, schwere Nebenwirkungen sind eher selten: Betablocker sind besser als ihr Ruf. Wenn Herzschlag und Blutdruck jedoch zu stark gesenkt werden, tritt häufig ein Gefühl von Mattigkeit und Erschöpfung auf. Mit einer Anpassung der Dosis lässt dieses Gefühl oftmals wieder nach.
Für Betablocker sind über 30 verschiedene Nebenwirkungen beschrieben, eine Analyse wissenschaftlicher Studien konnte allerdings nur sechs davon unabhängig bestätigen5: Schwindel, erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie), Durchfall, Schmerzen in der Wadenmuskulatur (Claudicatio) und ein verlangsamter Herzschlag (Bradykardie). Mit dem Absetzen des Medikaments verschwinden diese Nebenwirkungen meist wieder.
Trotz gegenteiliger Berichte ist wohl auch das Risiko für Depressionen nicht erhöht, allerdings können Schlafstörungen auftreten6. Bei Übergewicht scheinen Betablocker auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um etwa 25 % zu erhöhen3. Zudem steigt die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden – andere Blutdrucksenker sind hier oft vorteilhafter.
Gegenanzeigen – nicht bei Asthma und akuter Herzschwäche
Betablocker senken die Herzfrequenz, was bei einigen Erkrankungen den Krankheitsverlauf deutlich verschlechtern kann. Die Medikamente sollten daher nicht eingenommen werden bei Asthma bronchiale, akuter Herzschwäche, verlangsamtem Herzschlag (Bradykardie) und einer Form Herzrhythmusstörung (AV-Block II. und III. Grades)1.
Von der Einnahme abgeraten wird auch bei der Lungenerkrankung COPD, dem AV-Block I. Grades und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).
Die Kosten – etwa 29 Cent für eine Tagesdosis
Betablocker sind verschreibungspflichtig, die Patienten tragen also nur den gesetzlich vorgeschriebenen Eigenanteil (höchstens 10 Euro). Eine Tagesdosis kostet durchschnittlich 0,29 Euro. Trotz des relativ geringen Preises sind die Gesamtkosten für die gesetzlichen Krankenkassen erheblich, da in Deutschland jährlich gut 2,1 Milliarden Tagesdosen zu insgesamt 610 Millionen Euro ausgegeben werden (Stand 2022). Das sind 1,2 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneimittel7.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.
Quellen und weiterführende Literatur
- 1 M. van der Giet, Sind alle Beta-Blocker gleich oder sind einige Beta-Blocker gleicher?, Deutsche Hochdruckliga e.V., April 2021 (Link)
- 2 Fici et al., Beta-Blockers and Hypertension: Some Questions and Answers , High Blood Pressure & Cardiovascular Prevention, Mai 2023 (Link)
alle Referenzen anzeigen
- 3 T. Eschenhagen, Betablocker: Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, Deutsche Herzstiftung, Stand Mai 2021 (Link)
- 4 Wiysonge et al., Beta-blockers for hypertension, Cochrane Database of Systematic Reviews, 2017 (Link)
- 5 Barron et al., Systematic review of genuine versus spurious side-effects of beta-blockers in heart failure using placebo control: Recommendations for patient information, International Journal of Cardiology, Juni 2013 (Link)
- 6 Riemer et al., Do β-Blockers Cause Depression?, Hypertension, März 2021 (Link)
- 7 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), PharMaAnalyst, abgerufen Februar 2024 (Link)