Blutdruck & Medizin

Vorhofflimmern – Herz aus dem Rhythmus

Ein Vorhofflimmern bringt den Herzschlag aus dem Takt: Die Leistungsfähigkeit sinkt, das Risiko von Schlaganfällen steigt.

Vorhofflimmern bringt den Herzschlag aus dem Takt

Der Rhythmus des menschlichen Herzens ist präzise getaktet. Gerät der Takt durcheinander, wird der Körper nicht mehr optimal mit Blut und Sauerstoff versorgt. Zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen zählt das Vorhofflimmern1. Zwar führen viele Menschen mit Vorhofflimmern ein normales Leben, doch ihr langfristiges Risiko für einen lebensbedrohlichen Schlaganfall ist deutlich erhöht2.

Vorhofflimmern bringt den Herzschlag aus dem Takt

Die Erkrankung – elektrische Störimpulse im linken Vorhof

Das menschliche Herz besteht aus zwei Kammern, denen jeweils ein Vorhof zugeordnet ist. Normalerweise ist deren Zusammenspiel genau getaktet: Zuerst drückt der Vorhof das Blut in die Kammer, kurz danach wird es von dort in den Kreislauf gepumpt. Beim Vorhofflimmern ist dieses Zusammenspiel gestört – die Kontraktionen von Vorhof und Kammer sind aus dem Takt geraten.

Auslöser der Störung sind ungeordnete elektrische Impulse, die vom linken Vorhof ausgehen3. Die Muskelwände des Vorhof reagieren mit schnellen und ungeordneten Zuckungen, die etwa 350 bis 600-mal pro Minute erfolgen. Normal sind 60 bis 100. Die nachgeschaltete Herzkammer wird durch die Störimpulse ebenfalls beeinträchtigt und beginnt unregelmäßig zu schlagen. In schweren Fällen kann die Pumpleistung des Herzens um bis zu 20 % abnehmen.

Die Formen – kurzer Anfall oder lebenslanges Problem

Ein Vorhofflimmern kann anfallsartig auftreten und nach wenigen Stunden wieder verschwinden. Er kann aber auch lebenslang anhalten. Je nach Dauer und Erscheinungsbild werden meist vier Formen unterschieden1:

  • Paroxysmal: Kurze Anfälle, die meist innerhalb von 48 Stunden spontan wieder aufhören.
  • Persistierend: Das Flimmern dauert länger als sieben Tage an oder muss durch einen ärztlichen Eingriff beendet werden.
  • Lang anhaltend persistierend: Das Flimmern dauert ein Jahr oder länger an, bevor eine Therapie erfolgt.
  • Permanentes (akzeptiertes): Der Patient hat das Vorhofflimmern als unveränderlich akzeptiert und strebt keine weitere Therapie an.

Für eine optimale Behandlung ist es jedoch nicht nur die Dauer des Vorhofflimmerns von Bedeutung. Seit dem Jahr 2020 schlägt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie daher vor, u. a. auch das Schlaganfall-Risiko und die Schwere der Symptome zu berücksichtigen (4S-AF-Schema)4.

Die Symptome – Herzrasen und Leistungsschwäche

Die Symptome eines Vorhofflimmerns sind oft kaum zu spüren, viele Betroffene nehmen sie gar nicht wahr. Wenn das Herz aber zu sehr aus dem Rhythmus gerät, sind die Anzeichen nicht mehr zu ignorieren – Herzrasen oder Herzstolpern stellt sich ein. Die verminderte Blutversorgung erzeugt zudem ein allgemeines Schwächegefühl, das besonders bei körperlichen Belastungen wie Treppensteigen auftritt.

Ein schwerer Anfall kann allerdings auch sehr bedrohlich wirken und einem Herzinfarkt ähneln. Zu den Symptomen zählen dann5:

  • Angst
  • Luftnot
  • Schwindelattacken
  • Brustschmerzen
  • kurzzeitige Bewusstlosigkeit

Da alle genannten Symptome sehr unspezifisch sind, reichen sie für eine sichere Diagnose nicht aus. Ein Arzt kann jedoch die unregelmäßigen Herzschläge in einem Elektrokardiogramm (EKG) eindeutig identifizieren. Tritt das Vorhofflimmern nur sporadisch auf, muss eventuell ein Langzeit-EKG durchgeführt werden.

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Die Ursachen – Folge von Bluthochdruck oder Herzkrankheiten

Meist ist das Vorhofflimmern eine Folge von bestehenden Erkrankungen. Am häufigsten ist dies Bluthochdruck, der bei sechs von zehn Betroffenen eine Rolle spielt.

In zwei von zehn Fällen sind die Ursachen bei Herzschäden zu suchen: Herzklappenerkrankungen, Koronare Herzkrankheit (Verkalkung der Herzkranzgefäße), Herzmuskelerkrankungen und überstandene Herzoperationen sind häufig beteiligt5.

In selteneren Fällen kann auch eine Überfunktion der Schilddrüse, Störungen des Mineralhaushalts im Blut oder eine Alkoholabhängigkeit der Auslöser sein.

Die Häufigkeit – meist bei älteren Menschen

In Deutschland sind über 300 000 Menschen von Vorhofflattern und Vorhofflimmern betroffen6. Während es bei jüngeren Menschen eher selten auftritt, nimmt die Häufigkeit mit dem Alter deutlich zu. Ab dem 80. Lebensjahr leidet etwa 1 von 10 Menschen an Vorhofflimmern, über einem Alter von 85 Jahren ist es schon annähernd 1 von 5 Menschen4.

Die Folgen – Herzschwäche und Schlaganfall

Ein Anfall von Vorhofflimmern kann für die Betroffenen sehr belastend sein, ist aber nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Gefährlicher sind die langfristigen Folgen: Etwa 2 bis 3 von 10 Patienten mit Vorhofflimmern entwickeln eine Herzschwäche6.

Zudem steigt das Risiko eines Schlaganfalls. Das Flimmern hat zur Folge, dass sich die Vorhöfe nicht mehr vollständig entleeren und sich ein Blutstau bildet. An den Wänden entstehen Blutgerinnsel, die sich ablösen und über die Herzkammer in den Kreislauf gelangen. Falls sie in das Gehirn gelangen und kleinere Arterien verstopfen, kann dies der Auslöser für einen Schlaganfall sein2.

Die Therapie – Medikamente und Elektroschocks

Die Therapie sollte möglichst in einem frühen Stadium beginnen: Eine bereits lang andauernde Störung ist nur noch schwer zu beheben. Wenn das Vorhofflimmern jedoch nur kurzzeitig und selten auftritt, ist es für den Arzt oft nur schwer zu erkennen. Experten der Deutschen Herzstiftung weisen darauf hin, dass Smartwatches eine frühzeitige Diagnose unterstützen können10.

Zu den wichtigsten Therapie-Maßnahmen gehört die Behandlung der Grunderkrankung, allerdings reicht dies allein nicht immer aus. Um das Vorhofflimmern zu stoppen, stehen dem Arzt eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung5,7:

  • Hemmung der Blutgerinnung: Eine vorbeugende Maßnahme, die das Risiko eines Schlaganfalls deutlich senkt.
  • Verlangsamung der Herzfrequenz: Die Einnahme von Betablockern oder Calciumantagonisten verringert die Zahl der Herzschläge, was auch den normalen Rhythmus zwischen Kammer und Vorhof wieder herstellen kann.
  • Kardioversion: Bei einem länger andauernden Vorhofflimmern wird der Arzt versuchen, den normalen Herzrhythmus mit Medikamenten oder einem Elektroschock wieder herzustellen
  • Ablation: Wenn die gesundheitlichen Probleme zu groß werden, werden gezielt bestimmte Regionen des Herzens mit Strom oder Kälte behandelt. Die Herzmuskelzellen, von denen das Flimmern ausgeht, werden dabei durch Narbengewebe ersetzt.

Jüngere Studien deuten zudem an, dass ein gesunder Lebensstil von Bedeutung ist. Die Reduktion des Körpergewichts, regelmäßiger Ausdauersport und die Vermeidung von stressbedingter Überlastung scheinen das Risiko einer Erkrankung zu verringern8,9.

Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Vorhofflimmern, gesundheitsinformation.de, Stand November 2020 (Link)
  • 2 T. Meinertz, Vorhofflimmern kann Schlaganfall auslösen, Deutsche Herzstiftung e. V., Stand Juni 2021 (Link)
alle Quellen anzeigen
  • 3 Uniklinikum Jena, Vorhofflimmern, abgerufen Februar 2022 (Link)
  • 4 Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Leitlinien für das Management von Vorhofflimmern, 2020 (Link)
  • 5 Andresen et al., Wann zum Hausarzt? Wann zum Kardiologen? Wann ins Krankenhaus?, Deutsche Herzstiftung, 2018 (Link)
  • 6 J. Chung, "Je früher wir Vorhofflimmern korrekt behandeln, desto besser für unsere Patienten", Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Oktober 2020 (Link)
  • 7 Willems et al., Medikamentöse, interventionelle und chirurgische Therapiestrategien bei Vorhofflimmern, Deutsches Ärzteblatt, Januar 2022 (Link)
  • 8 Wie ein gesunder Lebensstil Vorhofflimmern lindern und verhindern kann, Deutsches Ärzteblatt, März 2020 (Link)
  • 9 Burnout erhöht Risiko für Herzrhythmusstörungen, scinexx, Januar 2020 (Link)
  • 10 Deutsche Herzstiftung, Wie digitale Geräte Vorhofflimmern erkennen, Pressemitteilung vom Oktober 2022 (Link)
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