Blutdruck & Medizin

Helfen Omega-3-Fettsäuren bei Bluthochdruck und Herzerkrankungen?

Omega-3-Fettsäuren sollen den Cholesterinspiegel senken und die allgemeine Herzgesundheit fördern. Nahrungsergänzungsmittel helfen jedoch wenig.

Omega-3-Fettsäuren senken den Blutdruck und schützen das Herz Omega-3-Fettsäuren senken den Blutdruck und schützen das Herz

Omega-3-Fettsäuren kommen vor allem in Fisch, Samen und Nüssen vor. Sie stehen seit den 1970er Jahren im Ruf, die Herzgesundheit zu fördern. Als verordnete Medikamente scheinen sie in einigen Fällen tatsächlich das Herzinfarktrisiko zu senken.

Gängige Fischölkapseln und andere Nahrungsergänzungsmittel gelten jedoch als wirkungslos1. Schlimmer noch: Zu hohe Mengen an Omega-3-Fettsäuren können bei Herzpatienten das Risiko für Vorhofflimmern erhöhen.

  1. Was sind Omega-3-Fettsäuren?
  2. Helfen Omega-3-Fettsäuren bei Herzerkrankungen?
  3. Wo sind Omega-3-Fettsäuren enthalten?
  4. Gibt es auch Risiken?
  5. Fazit

1.  Was sind Omega-3-Fettsäuren?

Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die für den menschlichen Körper essentiell sind. Das heißt, der Körper kann die Nährstoffe nicht oder nicht in ausreichender Menge selbst herstellen.

Biochemisch gehören Omega-3-Fettsäuren zu den langkettigen Fettsäuren. Drei wichtige Vertreter sind

  • Alpha-Linolensäure (ALA)
  • Eicosapentaensäure (EPA)
  • Docosahexaensäure (DHA)

Vor allem EPA und DHA sind an vielen wichtigen Körperfunktionen beteiligt. Teilweise dienen die Fettsäuren auch zum Aufbau von Substanzen, die u.a. auf das Immunsystem und den Kreislauf wirken2. Diese Stoffe

  • senken den Blutdruck
  • hemmen die Blutgerinnung
  • lindern Entzündungen
  • verbessern den Triglycerid-Stoffwechsel

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2.  Helfen Omega-3-Fettsäuren bei Herzerkrankungen?

Zwei dänische Forscher glaubten in den 1970er Jahren, dass Menschen in Grönland seltener einen Herzinfarkt erleiden3. Der Grund dafür – so die Forscher – war die traditionelle Ernährung: viel Fisch mit großen Mengen an Omega-3-Fettsäuren. Heute weiß man, dass beide Behauptungen auf sehr wackeligen Füßen stehen4. Trotzdem gelten Omega-3-Fettsäuren immer noch als gut für Herz und Kreislauf.

2.1.  Vorbeugung durch Nahrungsergänzungsmittel und Diätpläne

Dabei finden die meisten wissenschaftlichen Studien keinen Beleg, dass Omega-3-Fettsäuren eine vorbeugende Wirkung haben. Das unabhängige Cochrane-Netzwerk hat sich 86 Studien mit über 162 000 Teilnehmern angeschaut, die bis zum Jahr 2020 erschienen sind. Die Zufuhr der Fettsäuren erfolgte über Nahrungsergänzungsmittel und spezielle Diätpläne.

Zusammengefasst zeigen die Studien, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren im Vergleich zu einem Scheinmedikament (Placebo) keine vorbeugende Wirkung hat:

  • das Herzinfarkt-Risiko blieb unverändert
  • das Schlaganfall-Risiko blieb unverändert
  • das Risiko ähnlicher akuter Erkrankungen blieb unverändert

2.2.  Schutz nach erstem Herzinfarkt

Aber wirken Omega-3-Fettsäuren vorbeugend, wenn Menschen bereits einen Herzinfarkt hinter sich haben? Mit dieser Frage haben sich 11 Studien beschäftigt, die über 24 000 Teilnehmer hatten. Das Cochrane Netzwerk hat auch diese Studien ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass die zusätzliche Einnahme von Omega-3-Fettsäuren

  • wahrscheinlich nicht vor weiteren Herzinfarkten schützt
  • wahrscheinlich nicht vor Schlaganfällen schützt
  • wahrscheinlich keine lebensverlängernde Wirkung haben

2.3.  Gabe eines verschreibungspflichtigen Medikaments

Das verschreibungspflichtige Medikament Vazkepa enthält den Wirkstoff Icosapent-Ethyl, eine Variante der Omega-3-Fettsäure EPA. In einer großen Studie (REDUCE-IT) nahmen mehr als 8.000 Teilnehmer fünf Jahre lang täglich zwei Tabletten mit je zwei Gramm Icosapent-Ethyl ein. Alle Studienteilnehmer litten bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder hatten mehrere Risikofaktoren dafür. Das Ergebnis war ermutigend: Der Wirkstoff konnte anscheinend schwere Komplikationen wie Herzinfarkte um 25 Prozent verringen.

Andere Studien konnten diese Wirkung jedoch nicht bestätigen. Es kamen auch Zweifel an der REDUCE-IT-Studie auf: Eventuell hat eine ungeeignete Kontrollgruppe die Ergebnisse verfälscht. Es ist daher weiterhin umstritten, ob das Medikament Vakzepa eine schützende Wirkung für das Herz hat4.

3.  Wo sind Omega-3-Fettsäuren enthalten?

Omega-3-Fettsäuren sind essentiell für die Gesundheit und müssen über die Nahrung aufgenommen werden, da sie der Körper nicht selbst herstellen kann.

3.1.  Welche Nahrungsmittel?

Fettreicher Meeresfisch wie Makrele, Hering, Thunfisch und Lachs gehört zu den besten Quellen für Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Für ALA sind insbesondere Leinsamen, Chia-Samen und bestimmte Nüsse zu empfehlen. Beispielsweise liefert ein Esslöffel Leinöl eine gute Tagesdosis ALA. Pflanzenöle wie Raps- oder Walnussöl ergänzen diese Liste.

3.2.  Helfen Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel und Fischölkapseln werden häufig als gesund für Herz und Blutgefäße beworben. Deren Einnahme bringt jedoch wenig, wenn über die Ernährung bereits ausreichende Mengen dieser Fettsäuren aufgenommen werden5. Überhöhte Dosierungen in Form von Kapseln könnten sogar das Risiko für Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern steigern. Der Bedarf an Omega-3-haltigen Fettsäuren sollte daher bevorzugt aus natürlichen Quellen gedeckt werden.

3.3.  Hilft das Medikament Vazkepa?

Menschen mit Vorerkrankungen soll das Arzneimittel Vazkepa helfen. Vakzepa enthält den Wirkstoff Icosapent-Ethyl. Es wird eingesetzt, um den Triglyceridspiegel bei statinbehandelten Patienten zu senken und kardiovaskuläre Ereignisse zu verhindern6. Unter bestimmten Umständen scheint der Wirkstoff das Risiko für Herzinfarkte zu verringern. Die Anwendung bleibt jedoch auf bestimmte Patientengruppen beschränkt. Zudem gibt es begründete Zweifel an der Wirksamkeit von Vazkepa7.

4.  Gibt es auch Risiken?

Während Omega-3-Fettsäuren viele gesundheitliche Vorteile bieten, existieren auch potenzielle Risiken, insbesondere wenn hohe Dosen eingenommen werden.

4.1.  Vorhofflimmern

Die Einnahme von hochdosierten Omega-3-Fettsäure-Präparaten kann bei Personen mit Herzerkrankungen das Risiko für Vorhofflimmern steigern8. Diese Herzrhythmusstörung tritt gehäuft auf, wenn täglich mehr als die empfohlene Menge an Omega-3-Fettsäuren zu sich genommen wird9. Vor allem bei der höchsten in Studien getesteten Dosis von 4 Gramm pro Tag war das Risiko für Vorhofflimmern erhöht.

4.2.  Allgemeine Nebenwirkungen

Trotz ihrer vorteilhaften Eigenschaften können Omega-3-Fettsäuren Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen verursachen. Besonders bei einer hohen Dosierung in Form von Kapseln oder Ergänzungsmitteln können solche unerwünschten Effekte auftreten. Es ist wichtig, sich an die empfohlenen Tagesdosen zu halten, um diese Risiken zu minimieren.

5.  Fazit

Omega-3-Fettsäuren sollen die Herzgesundheit fördern – so ist es häufig zu lesen. Doch wie immer ist es wenig sinnvoll, einzelne Ernährungsfaktoren isoliert zu betrachten: Das wird der Komplexität des menschlichen Stoffwechsels selten gerecht. Entscheidend ist vielmehr das Zusammenspiel verschiedener Nährstoffe sowie der gesamte Lebensstil.

Hinweise auf eine schützende Wirkung von Omega-3-Fettsäuren gibt es nur für ein Medikament, das gezielt vom Arzt verordnet wird. Die Aufnahme aus anderen Quellen scheint die Herzgesundheit nicht zu beeinflussen.

Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel auch überflüssig: Der Bedarf an Omega-3-Fettsäuren kann vollständig durch geeignete Lebensmittel gedeckt werden. Diese Lebensmittel lassen sich leicht in den Speiseplan integrieren und tragen zu einer ausgewogenen und gesundheitsfördernden Ernährung bei. Nahrungsergänzungsmittel hingegen sollten nur auf ärztliche Empfehlung und in angemessener Dosierung eingenommen werden.

Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 J. Meixner, Omega-3-Fettsäuren: kein Schutz für Herz und Kreislauf, Donau-Universität Krems und Cochrane Österreich, Stand Juli 2022 (Link)
  • 2 Verbraucherzentrale, Omega-3-Fettsäure-Kapseln sinnvolle Nahrungsergänzung?, Klartext, November 2023 (Link)
alle Quellen anzeigen
  • 3 J. Stern, Fish Oil Is Good! No, Bad! No, Good! No, Wait, The Atlantic, August 2022 (Link)
  • 4 R. Rausch, Verhindern Omega-3-Fettsäuren kardiovaskuläre Ereignisse oder nicht?, Deutsche Apotheker Zeitung, Dezember 2021 (Link)
  • 5 Stiftung Warentest, Warum Fisch­ölkapseln & Co wenig bringen, test.de, Mai 2020 (Link)
  • 6 Universitäts-Klinikum Freiburg, Was bringt Omega-3 fürs Herz?, Pressemitteilung, Januar 2019 (Link)
  • 7 Sherratt et al., Role of Omega-3 Fatty Acids in Cardiovascular Disease: the Debate Continues, Current Atherosclerosis Reports, Dezember 2022 (Link)
  • 8 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Omega-3-Fettsäure-haltige Arzneimittel: Dosisabhängig erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern bei Patienten mit etablierten kardiovaskulären Erkrankungen oder kardiovaskulären Risikofaktoren, November 2023 (Link)
  • 9 Gencer et al., Effect of Long-Term Marine ɷ-3 Fatty Acids Supplementation on the Risk of Atrial Fibrillation in Randomized Controlled Trials of Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis, Circulation, Oktober 2021 (Link)
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