Bluthochdruck und Gene – eine Veranlagung ist kein Schicksal
Erbliche Veranlagungen können das Risiko für Bluthochdruck erhöhen, die größeren Gefahren liegen aber in unserem Lebensstil.
Fast jede Erkrankung wird vom Erbgut beeinflusst – Bluthochdruck macht da keine Ausnahme. Forscher haben hunderte von Genvarianten gefunden, die das Risiko einer Erkrankung erhöhen oder deren Auswirkung verstärken1.
Über 1000 Genvarianten beeinflussen den Blutdruck
Der Einfluss kann dramatisch sein: Manche Genvarianten verändern den Salzhaushalt des Körpers, so dass bereits ein kleiner Überschuss an Kochsalz den Blutdruck langfristig in die Höhe schießen lässt.
Dies bleiben jedoch seltene Ausnahmen, meist sind die Folgen der Variationen im Erbgut kaum zu spüren. Eine große Studie mit über einer Million Menschen zeigte dies deutlich2: Nicht einzelne Gene bestimmen den Blutdruck, sondern das komplizierte Zusammenspiel von mindestens 1165 Varianten.
Und die meisten dieser Genvarianten haben nur einen winzigen Effekt – sie heben oder senken den Blutdruck um weniger als 0,3 mmHg.
Auswirkungen auf den Blutdruck meist gering
An einzelnen Personen sind derartige Effekte kaum messbar, nur mit sehr viel Statistik und hunderttausenden Studienteilnehmern konnten die Forscher zu ihren Erkenntnissen gelangen.
Und selbst im schlimmsten Fall bleibt der Einfluss begrenzt: Die ungünstigste Kombination der Genvarianten erhöht den systolischen Blutdruck nur um etwa 17 mmHg3. Das Risiko einer Erkrankung ist damit zwar deutlich erhöht, doch eine Normalisierung des Blutdrucks ist weiterhin mit einfachen Maßnahmen möglich.
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Wechselspiel von Erbgut und Lebensstil
Die große Mehrheit der Betroffenen erkrankt daher nicht aufgrund ihrer Gene, sondern wegen ihres Lebensstils. Das Erbgut enthält im ungünstigsten Fall nur eine starke Veranlagung, an Bluthochdruck zu erkranken. Körper und Kreislauf sind dann so programmiert, dass sie empfindlicher auf ungesunde Ernährung oder mangelnde Bewegung reagieren.
Britische Forscher haben versucht, den Anteil der Gene am Bluthochdruck-Risiko zu bestimmen: Sie schätzen, dass ungefähr ein Viertel auf das Erbgut zurückgeht4. Eventuell ist es sogar noch weniger, da die Einflüsse von Genen und Lebensstil oft nicht voneinander zu trennen sind. Die 1165 untersuchten Genvarianten erklärten dabei ungefähr 65 Prozent des Risikos5 – es sind also noch weitere genetische Faktoren beteiligt, die wir heute noch nicht kennen.
Im Erbgut kann eine Neigung zu Bluthochdruck angelegt sein – ein Schicksal ist dies aber nicht. Der Löwenanteil des Risikos liegt immer noch im eigenen Lebensstil: Eine bewusste Ernährung und ausreichend Bewegung bleiben der Schlüssel für einen normalen Blutdruck.
Quellen und weiterführende Literatur
- 1 Maj et al., Dissecting the Polygenic Basis of Primary Hypertension, Frontiers in Cardiovascular Medicine, Februar 2022 (Link)
- 2 Deutsches Ärzteblatt, Hypertonie: Verbesserter Risikoscore erklärt zwei Drittel der genetischen Prädisposition, Mai 2024 (Link)
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- 3 Deutsches Ärzteblatt, Gene beeinflussen Blutdruck bereits im Kindesalter, Februar 2024 (Link)
- 4 Tegegne et al., Heritability and the Genetic Correlation of Heart Rate Variability and Blood Pressure in >29 000 Families: The Lifelines Cohort Study, Hypertension, Oktober 2020 (Link)
- 5 Keaton et al., Genome-wide analysis in over 1 million individuals of European ancestry yields improved polygenic risk scores for blood pressure traits, Nature Genetics, Mai 2024 (Link)