Blutdruck & Medizin

Long Covid: Corona-Virus kann Herzentzündung auslösen

Eine Covid-19-Infektion belastet das Herz und den Kreislauf. Etwa 1 von 7 Erkrankten leidet mehrere Wochen oder Monate unter den Folgen.

Covid-19 scheint auch Herz und Kreislauf zu schädigen Covid-19 scheint auch Herz und Kreislauf zu schädigen

Covid-19 beginnt als Erkrankung der Atemwege: Das Virus befällt zunächst Nase, Rachen und Lunge. Doch mit der Zeit breitet sich die Infektion weiter im Körper aus. Schließlich kann sie das Herz erreichen: Im Herzmuskel und den verbundenen Blutgefäßen entsteht eine Entzündung. Die Folgen machen sich manchmal erst nach einigen Wochen bemerkbar: Brustschmerzen, Kurzatmigkeit und Herzrhythmusstörungen.

Die Herz-Kreislauf-Probleme sind in der Regel Teil eines Krankheitsbildes, das als Long Covid oder Post Covid bezeichnet wird. Bei Long Covid treten viele Krankheitssymptome gleichzeitig auf – die genaue Ursache der Herzprobleme ist dann oft unklar. In einigen Fällen lassen sich aber auch konkrete Schäden am Herzen nachweisen1.

Long Covid ist nach wie vor schwer zu behandeln. Die Therapie konzentriert sich daher meist darauf, die auftretenden Beschwerden zu lindern.

Inhalte

Wie greifen Corona-Viren das Herz an?

Das Corona-Virus löst im menschlichen Körper mehrere Reaktionen aus, die das Herz schwer schädigen können. Eine zentrale Rolle spielt die starke Immun- und Entzündungsreaktion, die häufig mit der Covid-19-Erkrankung einhergeht. Dabei kann es zu einem so sogenannten Zytokinsturm kommen: Entzündliche Botenstoffe – die Zytokine – verteilen sich im ganzen Körper und greifen zahlreiche Organe an. Unter Umständen kann ein Zytokinsturm auch Herzmuskelzellen zum Absterben bringen und das Organ schwer schädigen.

Zudem ist das Virus in der Lage, direkt in die Herzmuskelzellen einzudringen. Auf den Herzzellen ist ein Rezeptor namens ACE2 weit verbreitet, den das Coronavirus als Eintrittspforte benötigt. Eine Infektion mit dem Virus kann eine Entzündung (Myokarditis) auslösen, die die Funktion des Herzens schwächt2.

Schließlich ist bei Covid-19 meist auch die Blutgerinnung übermäßig aktiv. Dadurch bilden sich zahlreiche Blutgerinnsel, die größere und kleinere Gefäße verstopfen können. Dies kann die Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff beeinträchtigen3.

Die Gefahr von Komplikationen ist deutlich größer bei Menschen, die bereits vor der Corona-Infektion an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Bereits ein erhöhter Blutdruck erhöht das Risiko für einen schweren Verlauf der Covid-Erkrankung. Die möglichen Komplikationen können Menschen jeden Alters betreffen. Blutdrucksenker können das Risiko senken: Bei Covid-Patienten, deren Blutdruck nicht gut eingestellt ist, kann die Gabe von ACE-Hemmern und AT1-Antagonisten die Heilungsaussichten verbessern4.

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Was unterscheidet Long Covid und Post Covid?

Bei den meisten Erkrankten klingen die Beschwerden der Covid-19-Erkrankung innerhalb weniger Tage ab. Etwa 1 von 7 Erkrankten leidet jedoch deutlich länger unter den Folgen der Infektion, bis zur vollständigen Genesung können viele Wochen oder Monate vergehen5. Manche entwickeln in dieser Zeit auch neue Symptome.

Diese anhaltenden Folgen einer Corona-Infektion werden als eigenständiges Krankheitsbild angesehen. Je nach Dauer der Beschwerden werden häufig zwei Varianten unterschieden6:

  • Long-Covid-Syndrom: Die Beschwerden halten länger als 4 Wochen an.
  • Post-Covid-Syndrom: Die Beschwerden halten länger als 12 Wochen an (bei Kindern und Jugendlichen 8 Wochen).

Spätfolgen, die Herz und Kreislauf betreffen, erreichen ihren Höhepunkt häufig ungefähr 7 Wochen nach der Corona-Infektion. Die Beschwerden klingen danach nur langsam ab7. Die fachlich korrekte Bezeichnung für dieses Krankheitsbild lautet daher in der Regel Post-Covid-Syndrom.

Außerhalb der Fachwelt wird jedoch selten zwischen Long Covid und Post Covid unterschieden. Der Einfachheit halber wird daher auch in diesem Text in der Regel der Begriff Long Covid verwendet, obwohl meist Post Covid passender wäre.

Wie entsteht Long Covid?

Wie Long Covid entsteht, ist weiterhin unklar. Einiges deutet jedoch darauf hin, dass individuelle Besonderheiten des Immunsystems die Entwicklung begünstigen8. Auffällig ist auch, dass insbesondere Post Covid in vielerlei Hinsicht dem Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS) ähnelt. Auch das CFS tritt vermutlich nach einer Infektion mit Viren oder Bakterien auf.

Möglicherweise gibt es verschiedene Formen von Long Covid, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen sind. Als mögliche Ursachen kommen infrage6:

  • eine anhaltende Entzündung, ausgelöst durch verbliebene Viren oder deren Bestandteile
  • eine Reaktivierung zuvor ruhender Viren, z.B. des Zytomegalievirus (CMV) oder des Epstein-Barr-Virus (EBV)
  • eine fehlgeleitete Immunreaktion, die sich gegen den eigenen Körper richtet
  • eine Verschlimmerung von Vorerkrankungen

Es lässt sich nicht vorhersagen, wer an Long Covid erkranken wird. Das Risiko hängt nicht unbedingt mit der Schwere der Erkrankung zusammen, auch das Alter und bestehende Vorerkrankungen geben nur wenig Hinweise. Mögliche Risikofaktoren sind dagegen8:

  • wenn zu Beginn der Erkrankung sehr viele Viren im Körper vorhanden sind
  • wenn Antikörper auftreten, die gegen den eigenen Körper gerichtet sind
  • wenn der Erkrankte an Typ-2-Diabetes leidet
Covid-19 scheint auch Herz und Kreislauf zu schädigen

Long Covid und das Herz

Nicht jeder Mensch mit Long Covid leidet unter Herz-Kreislauf-Problemen. Und selbst wenn Beschwerden auftreten, können sie sich deutlich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Je nach Art und Kombination der Symptome unterscheiden Fachleute zwei Varianten von Long Covid, die das Herz betreffen8:

Kardiovaskuläres Syndrom (PASC-CVS)

Beim PASC-CVS tritt eine Vielzahl von Symptomen auf. Im Vordergrund stehen Erschöpfungszustände (Fatigue), Schlaf- und Gedächtnisstörungen. Hinzu kommen Herz-Kreislauf-Probleme wie beschleunigter Puls (Tachykardie), Herzklopfen (Palpitationen), Brustschmerzen und Kurzatmigkeit. Körperliche, geistige oder emotionale Anstrengung kann die Symptome verstärken. Untersuchungen beim Kardiologen ergeben jedoch in der Regel kaum Hinweise auf mögliche organische Ursachen.

Kardiovaskuläre Erkrankung (PASC-CVD)

Beim PASC-CVD gibt es eindeutige Belege, dass das Herz geschädigt ist. Zur Diagnose werden Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie des Herzens eingesetzt1. Zu den Schädigungen gehören Entzündungen des Herzmuskels oder des Herzbeutels, Fehlfunktionen oder Schäden der Blutgefäße sowie Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel (Thromboembolien). Als Folgen von Lungenschäden können sich auch Lungenhochdruck und Herzrhythmusstörungen einstellen.

Die Ursachen für die Herzschäden sind, wie bei Long Covid allgemein, noch nicht abschließend geklärt. Bezogen auf das Herz könnten vor allem folgende Prozesse eine Rolle spielen8:

  • chronische Entzündungsreaktionen, weil das Virus länger im Herzgewebe überdauert
  • Immunreaktionen gegen das eigene Herzgewebe (Autoimmunität)
  • anhaltende Funktionsstörungen der Blutgefäße, z.B. Versteifung der Gefäßwände

Welche Symptome treten auf?

Bis zu 4 Monate nach einer Corona-Infektion besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Beschwerden. In der Regel klingen die Symptome nach 6 Monaten langsam ab1.

Zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Beschwerden gehören9:

  • Schmerzen oder ein Engegefühl in der Brust
  • Herzstolpern oder Herzrasen (Palpitationen), also ein unregelmäßiger, zu starker oder zu schneller Herzschlag
  • Kurzatmigkeit
  • geringe körperliche Belastbarkeit
  • starke, anhaltende Erschöpfung nach körperlicher Anstrengung

Darüber hinaus können folgende Symptome auftreten:

  • Vorhofflimmern und andere Herzrhythmusstörungen
  • koronare Herzerkrankung, also ein Verschluss der Herzkranzgefäße
  • Herzschwäche
  • Blutgerinnsel in den Gefäßen (Thrombosen)
  • Entzündung des Herzmuskels

Ein weiteres Symptom kann das posturale orthostatische Tachykardie-Syndrom (PoT-Syndrom) sein. Dabei handelt es sich um einen anhaltend beschleunigten Puls von über 100 Schlägen pro Minute (Tachykardie). Zusätzlich können Schwindel, Gehirnnebel, Müdigkeit und Herzrasen nach dem Aufstehen auftreten. Das PoT-Syndrom tritt in seltenen Fällen bei Personen auf, die sich von einer Covid-Erkrankung erholen. Es wird vermutet, dass es mit der Corona-Infektion zusammenhängt, dies ist jedoch nicht eindeutig nachgewiesen6 .

Wie das PoT-Syndrom entsteht, ist ebenfalls noch unklar. Die Störung betrifft nicht direkt das Herz, sondern den Teil des Nervensystems, der den Herzschlag und den Blutfluss steuert. Möglicherweise handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung.

Wann einen Arzt aufsuchen?

Die Folgen von Long Covid sind in der Regel nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Wenn sich die Herzbeschwerden jedoch verschlimmern, sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Die aktuelle medizinische Leitlinie zu Long/Post Covid empfiehlt, bei folgenden Symptomen einen Arzt aufzusuchen6:

Wenn zusätzlich zur allgemeinen Kurzatmigkeit

  • die Sauerstoffsättigung im Blut unter 92 Prozent sinkt
  • die Lippen oder das Gesicht sich bläulich verfärben
  • die Kurzatmigkeit plötzlich einsetzt
  • die Kurzatmigkeit sich beim Liegen verschlimmert
  • die Kurzatmigkeit sich bei Anstrengung verschlimmert
  • wenn sich gleichzeitig Müdigkeit einstellt oder die Knöchel anschwellen

Wenn bei Brustschmerzen

  • das Schmerzgefühl sehr stark ist
  • gleichzeitig Übelkeit, Kurzatmigkeit oder Schwitzen auftreten
  • die Schmerzen plötzlich einsetzen und länger als 5 Minuten andauern (vor allem bei gleichzeitiger Kurzatmigkeit)
  • anhaltende, in Wellen verlaufende Schmerzgefühle auftreten
  • die Schmerzanfälle immer häufiger auftreten
  • neuer Brustschmerz, der sich in 15 Minuten löst (nach 15 Minuten unverzüglich den Notarzt herbeirufen!)
  • neue Schmerzen in der Brust auftreten, die durch Ruhe gelindert werden

Wie sieht die Behandlung aus?

Wenn konkrete Schädigungen des Herzens vorliegen (insbesondere bei PASC-CVD), werden diese nach den allgemeinen Leitlinien behandelt8.

Bei den eher allgemeinen Beschwerden im Zusammenhang mit PASC-CVD steht die Linderung der Symptome im Vordergrund. Oft wird versucht, Entzündungsreaktionen zu lindern und das Immunsystem zu stärken1. Herzrasen kann durch die Einnahme von Betablockern beruhigt werden8.

Beim PoT-Syndrom wird eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr empfohlen: Am besten 2 bis 3 Liter Wasser über den Tag verteilt6. Ausreichend Salz zu sich nehmen, aber nur, wenn es den Blutdruck nicht negativ beeinflusst. Hilfreich sind auch Übungen für die Beinmuskulatur und das Tragen von Kompressionsstrümpfen, die bis über die Oberschenkel reichen.

Bei Training und Sport ist Vorsicht geboten. Leichte körperliche Aktivität wirkt sich grundsätzlich günstig auf Herzerkrankungen aus. Bei Langzeitpatienten kann sich dies jedoch ins Gegenteil verkehren: Jede Art von Anstrengung kann die Symptome verschlimmern oder einen Rückfall verursachen. Sport sollte daher mit Vorsicht, angemessener Intensität und in enger Absprache mit dem Behandlungsteam ausgeübt werden10.

Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel gibt den aktuellen Stand des Wissens wieder. Er enthält jedoch nur allgemeine Hinweise, die nicht für eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung geeignet sind. Einen Arztbesuch kann er auf keinen Fall ersetzen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 Long Covid Plattform, Symptom Herz- und Kreislaufbeschwerden, Webseite, Stand März 2025 (Link)
  • 2 Šerý et al., Risk impact of SARS-CoV-2 coronavirus and spike protein on cardiac tissue: a comprehensive review, Physiological Research, Dezember 2024 (Link)
alle Referenzen anzeigen
  • 3 Saha et al., COVID-19 beyond the lungs: Unraveling its vascular impact and cardiovascular complications-mechanisms and therapeutic implications, Science Progress, 2025 (Link)
  • 4 Trump et al., Hypertension delays viral clearance and exacerbates airway hyperinflammation in patients with COVID-19, Nature Biotechnology, Juni 2021 (Link)
  • 5 Huang et al., Prevalence of cardiovascular symptoms in post-acute COVID-19 syndrome: a meta-analysis, BMC medicine, Februar 2025 (Link)
  • 6 Gogoll et al., Leitlinie “Long/Post-COVID-Syndrom" für Betroffene, Angehörige, nahestehende und pflegende Personen, AWMF online, September 2024 (Link)
  • 7 Davis et al., Characterizing long COVID in an international cohort: 7 months of symptoms and their impact, EClinicalMedicine, August 2021 (Link)
  • 8 T. Meinertz, Post Covid: Wie sich Covid-19 langfristig aufs Herz auswirkt, Deutsche Herzstiftung, Stand Mai 2022 (Link)
  • 9 Long Covid Plattform, Kardiologie / Herz-Kreislaufbeschwerden, Webseite, Stand September 2023 (Link)
  • 10 Bryde et al., Exercise After Acute Myocarditis: When and How to Return to Sports, Cardiac Electrophysiology Clinics, März 2024 (Link)
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