Blutdruck & Medizin

Bluthochdruck und Gene – eine Veranlagung ist kein Schicksal

Erbliche Veranlagungen können das Risiko für Bluthochdruck erhöhen, die größeren Gefahren liegen aber in unserem Lebensstil.

Fast jede Erkrankung wird vom Erbgut beeinflusst – Bluthochdruck macht da keine Ausnahme. Forscher haben hunderte von Genvarianten gefunden, die das Risiko einer Erkrankung erhöhen oder deren Auswirkung verstärken. Der Einfluss kann dramatisch sein: Manche Genvarianten verändern den Salzhaushalt des Körpers, so dass bereits ein kleiner Überschuss an Kochsalz den Blutdruck langfristig in die Höhe schießen lässt.

Das Erbgut trägt ungefähr ein Viertel zum Risiko bei, an Bluthochdruck zu erkranken

Mindestens 901 Genvarianten beeinflussen den Blutdruck

Dies bleiben jedoch seltene Ausnahmen, meist sind die Folgen der Variationen im Erbgut kaum zu spüren. Eine große Studie mit über einer Million Menschen zeigte dies deutlich3: Nicht einzelne Gene bestimmen den Blutdruck, sondern das komplizierte Zusammenspiel von mindestens 901 Varianten. Und die meisten dieser Genvarianten haben nur einen winzigen Effekt – sie heben oder senken den Blutdruck um weniger als 0,3 mmHg.

An einzelnen Personen sind derartige Effekte kaum messbar, nur mit sehr viel Statistik und hunderttausenden Studienteilnehmern konnten die Forscher zu ihren Erkenntnissen gelangen. Und selbst im schlimmsten Fall bleibt der Einfluss begrenzt: Die ungünstigste Kombination der Genvarianten erhöht den systolischen Blutdruck nur um etwa 10 bis 13 mmHg. Das Risiko einer Erkrankung wäre dann zwar deutlich erhöht, doch von einer akuten Bedrohung ist man weit entfernt.

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Wechselspiel von Erbgut und Lebensstil

Die große Mehrheit der Betroffenen erkrankt daher nicht aufgrund ihrer Gene, sondern wegen ihres Lebensstils. Das Erbgut enthält im ungünstigsten Fall nur eine starke Veranlagung, an Bluthochdruck zu erkranken. Körper und Kreislauf sind dann so programmiert, dass sie empfindlicher auf ungesunde Ernährung oder mangelnde Bewegung reagieren.

Britische Forscher haben versucht, den Anteil der Gene am Bluthochdruck-Risiko zu bestimmen: Sie schätzen, dass kaum mehr als ein Viertel auf das Erbgut zurückgeht4. Vermutlich sind es sogar noch weniger, da die Einflüsse von Genen und Lebensstil oft nicht voneinander zu trennen sind. Die 901 bekannten Genvarianten erklären übrigens nicht mehr sechs Prozent des Risikos – es sind also noch viele weitere genetische Faktoren beteiligt, die wir heute noch nicht kennen.

Im Erbgut kann eine Neigung zu Bluthochdruck angelegt sein – ein Schicksal ist dies aber nicht. Der Löwenanteil des Risikos liegt immer noch im eigenen Lebensstil: Eine bewusste Ernährung und ausreichend Bewegung bleiben der Schlüssel für einen normalen Blutdruck.

Quellen und weiterführende Literatur

  • 1 Maj et al., Dissecting the Polygenic Basis of Primary Hypertension, Frontiers in Cardiovascular Medicine, Februar 2022 (Link)
  • 2 R. Hutsteiner, Wieviel Genetik im Blutdruck steckt, Science ORF, September 2018 (Link)
alle Referenzen anzeigen
  • 3 Evangelou et al., Genetic analysis of over 1 million people identifies 535 new loci associated with blood pressure traits, Nature Genetics, Oktober 2018 (Link)
  • 4 Munoz et al., Evaluating the contribution of genetics and familial shared environment to common disease using the UK Biobank, Nature Genetics, Juli 2016 (Link)
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